St. Petri Kirche Ribbesbüttel, Geschichtliches

 

Die Kirche trägt den Namen St. Petri. Mit diesem Namen des Erzapostels wurden in der Regel die ältesten Kirchen eines Gebietes benannt. Unsere Kirche ist nach der Kirche in Müden auch die zweitälteste Kirche des ganzen Kirchenkreises Gifhorn. Im Zusammenhang mit dem Rittergut wurde sie 1226 erstmals erwähnt.

 

Das großartige gotische Holzgewölbe ist eine Einmaligkeit im ganzen norddeutschen Raum. Es ist nach Art steinerner gotischer Kreuzgewölbe ausgeführt, mit Graten, Gurten und Kreuzrippen. Mit seiner warmen dunklen Holztönung beherrscht es die Raumwirkung und gibt der ganzen Kirche ihre besondere Atmosphäre. Zudem hat die Kirche durch dieses Gewölbe eine ausgezeichnete Akustik. Die unregelmäßige Raumform macht den Innenraum besonders lebendig. Schiffs und Chorwand an der Südseite sind in einer Flucht, während das Schiff an der Nordseite 1,75 Meter breiter ist alser Chorraum. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass sich an der Nordwand bis 1870 eine Prieche für die Adelsfamilie befand.

 

Als Ende des 16. Jahrhunderts die Familie von Mandelsloh Gut und Patronat übernahm, war die Kirche schon rund 400 Jahre alt und äußerst baufällig. So hat sich Otto Asche von Mandelsloh bereit erklärt, die Kirche zu restaurieren. Aber erst sein Sohn Cord von Mandelsloh hat dieses Versprechen eingelöst. Er ließ die Kirche abreißen und neu aufbauen, womit er sich selbst in finanzielle Schwierigkeiten brachte: Schließlich musste er im Jahre 1595 das Gut an seinen Vetter Henning v. Mandelsloh verpfänden. Somit ist die Kirche in ihrer heutigen Gestalt weit über 400 Jahre alt.

 

Inzwischen war auch die Reformation in dieser Gegend eingeführt worden.In der Ribbesbütteler Kirche sind aber noch einige Schätze aus der ersten Kirche, also aus vorreformatorischer Zeit zu entdecken:

 

Der 700 Jahre alte Taufstein aus dem Anfang des 14.Jahrhunderts ist von ganz schlichter und schöner Form. Das halbkugelförmige, beziehungsweise parabelförmige Becken ruht auf einem Fuß mit quadratischer Grundform und nach oben abgerundeten Kanten. Die äußere Beckenwand weist frühgotische Profilrinnen auf, abwechselnd konvex und konkav. So entstanden auf allen vier Seiten dreieckige Felder, von Profilleisten eingerahmt; in einem der Dreiecke ist der Großbuchstabe „A“ zu finden. Leider ist nicht zu belegen, wofür der Buchstabe steht. Es ist lediglich zu vermuten, dass er für „Anno“ steht, oder auf den Namen des Steinmetz’ hinweist. Im oberen Rand des Beckens ist ein kleines Kreuz eingemeißelt, möglicherweise ein Weihekreuz.

 

Über der Tür zur Sakristei befindet sich ein achteckiges Marienmedallion aus Alabaster. Maria trägt einen weiten Umhang, der Kopf und Schultern umhüllt, in den Armen hält sie das Kind. Deutlich zu sehen ist ihr Glorienschein. Das Kunstwerk stammt vom Ende des 15.Jahrhunderts, also noch aus katholischer Zeit.

  

Auch  über 500 Jahre alt sind die spätgotischen zwölf Apostelfiguren auf dem Altar. Die Ribbesbütteler Kirche muss einmal einen schönen Flügelaltar besessen haben. 1877 wurde der alte Altar leider auseinander genommen, weil man einen anderen Geschmack hatte und etwas Neues wollte. Eine neugotische Altarwand hatte für gut 60 Jahre ihren Platz in der Kirche. Das Kruzifix daraus befindet sich auch heute noch auf dem Altartisch.

 

Die Apostelfiguren haben fast hundert Jahre lang eine bewegte Geschichte erlebt. Einige Zeit waren sie im Lüneburger Museum untergebracht; es wurde sogar erzählt, dass die Figuren zwischenzeitlich auf dem Dachboden des alten Pfarrhauses achtlos herumlagen und die Kinder des damaligen Pastors und ihre Freundinnen mit ihnen spielten und ihnen Puppennamen gaben.  Erst 1905 wurde von dem damaligen Patron der Kirche, Bruno Löbbecke, Rahmen gestiftet, in denen die Figuren in den zwölf Nischen, die von Maßwerk verzierten Wimpergen  überwölbt sind, ihren Platz fanden. Sie kehrten aber noch nicht auf den Altar zurück, sondern wurden an der Nordwand aufgehängt. Die jetzige Zusammenfügung mit einem neuen Mittelteil (in geschnitzten vergoldeten Buchstaben das Wort Jesu: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren, wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wirds erhalten.“) wurde 1967 von dem Restaurator Brüggemann aus Winsen/Luhe angefertigt. Durch diese letzte Renovierung ist der Altar optisch und in seiner Aussage zu einer harmonischen Einheit geworden.

Die Kanzel im Renaissancestil entstand im Jahr 1615. Sie ist 1870 instand gesetzt und  teilweise erneuert worden. Auf den vier Flächen sind die Evangelisten mit ihren Symbolen abgebildet, 1961 bis 1963 wurde die Kirche von Grund auf renoviert, dabei wurden auch diese Malereien von der in Ribbesbüttel lebenden Malerin Änne Schäfer restauriert.

  

Bei dem im Jahre 1872 aus Eichenholz gefertigten und mit Schnitzereien versehenen Patronatsgestühl auf der rechten Seite des Chorraumes handelt es sich um eine Nachbildung klösterlichen Chorgestühls. Es trägt das Wappen der Familie von Mandelsloh mit Jagdhorn und von Schwertern durchkreuztem Totenkopf.

 

Die in der Kirche befindlichen Grabplatten haben vermutlich ursprünglich im Chorraum gelegen und sind erst im 19. Jahrhundert aufgerichtet worden. Denn ursprünglich befand sich eine Gruft unter der Kirche, in der die Angehörigen der adligen Familien  und die in  Ribbesbüttel verstorbenen Pastoren beigesetzt wurden. Diese Gruft wurde allerdings während der bereits erwähnten Renovierungsarbeiten im Jahr 1963 wegen Einsturzgefahr zugemauert.

 

Die älteste Grabplatte kann man schon beim Hereinkommen im Windfang sehen. Sie stammt von 1551 noch aus dem Vorgängerbau der Kirche und zeigt im Flachrelief die lebensgroße Gestalt eines Mädchens mit einem Schleier. Sie hat die Hände vor der Brust zum Gebet gefaltet. Bei dem Mädchen handelt es sich um Ilse van Rutebarge, die im Alter von nur zehn Jahren gestorben ist. Die beschriebene Grabplatte ist insofern interessant, weil sie unter den vier eingemeißelten Wappen links unten mit großer Wahrscheinlichkeit das Wappen derer von Ribbesbüttel zeigt (Schachbrettmuster und Rose). Die Familie ist im Jahre 1567 im Mannesstamm ausgestorben. Die Stellung des Wappens unter dem ihres Vaters (Rauten) sagt aus, dass die Großmutter väterlicher Linie von dem verstorbenen Mädchen aus dem Geschlecht derer von Ribbesbüttel stammte.

 

Der zweitälteste Grabstein in der nordwestlichen Ecke trägt keinerlei Inschrift. Der Stil der Darstellung des Ritters lässt vermuten, dass es sich um den Erbauer der Kirche Cord von Mandelsloh handelt. Dieser Grabstein birgt ein Geheimnis, denn von den 16 Wappen, die die Figur umgeben, sind fünf nicht ausgeführt oder nachträglich wieder abgemeißelt und damit unkenntlich gemacht . Gleich daneben befindet sich der Grabstein von Dorothea von Knehem, verehelicht mit Henning von Mandelsloh, dem Inhaber des Gutes nach dem Kirchenbau. Dessen sehr schöner, reich beschrifteter Stein ist durch die ganze Breite des Kirchenschiffes von ihr getrennt.

 

Ein weiterer Mandelsloh eine Generation später mit dem mehrfach wiederkehrenden Vornamen Otto Asche hat einen einfachen Grabstein im Renaissancestil ohne bildliche Darstellung von 1651.

 

Der jüngste Grabstein im Inneren der Kirche ist von 1689 für ein siebenjähriges Mädchen Anna Elisabeth von Venediger. Sie war eine Nichte der damaligen Frau von Mandelsloh, die vermutlich während eines Besuches in Ribbesbüttel verstorben ist. Für ihre Beerdigung wurde der Kirche fünf Jahre später ein Legat von 50 Reichstalern gemacht, wie aus alten Kirchenbüchern hervorgeht.

 

Ein weiterer Grabstein aus dem 18. Jahrh. für einen Ribbesbütteler Pastor und eine bronzene Gedenktafel  für ein Kind  befinden sich an der Außenmauer der Kirche sowie eine achteckige Sonnenuhr vom Anfang des 16. Jahrhunderts.

 

Während der Verwüstungen im 30jährigen Krieg gingen mit dem Pfarrhaus alle älteren Urkunden und Kirchenbücher in Flammen auf. Im Jahre 1628 brachen Plünderer aus Tillys Heer die Kirchentür auf und nahmen alles mit, was nicht niet und nagelfest war: den Opferstock, die AItarleuchter, die Abendmahlsgefäße und die Messgewänder des Pfarrers.

 

Erst 1870 erhielt die Kirche den jetzigen neugotischen Turm, dessen Wetterfahne die Jahreszahl des Turmbaues trägt. Bis dahin hatte die Kirche einen Dachreiter, wie wir ihn auf dem Merianstich sehen können. Auf diesem Stich von 1654 fehlt der Kirche auch der Chorabschluss mit seinen drei Fenstern, der wahrscheinlich erst Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden ist.

 

Die Fenster an der Nordseite waren 250 Jahre lang aus statischen Gründen zugemauert. Man hatte Sorge, dass die auseinanderdriftenden Mauern das Gewölbe nicht mehr tragen würden. Erst bei der Renovierung (1961 bis 1963) hat man alle Stützpfeiler an den Außenwänden erneuert und die Fenster wieder geöffnet.

 

Im Sommer 1998 wurde festgestellt, dass der Kirchturm bedenklich schwankte. Aus Sicherheitsgründen mussten Kreuz und Kugel der Kirchturmspitze herunter geholt werden. Am Tage der Visitation durch den Superintendenten wurde die Kugel feierlich geöffnet. Alle Anwesenden waren sehr gespannt, was sich wohl in dem Bleipäckchen im Inneren verbergen würde. Es fanden sich darin Zeitdokumente: zwei Schwarzweißfotos vom Gotteshaus, Tageszeitungen aus den Jahren 1871 und 1950, Berichte über die langjährige Kirchendienerin Marie Dürkop, auch bekannt als „Glöcknerin von Ribbesbüttel". und ein siebenseitiger handgeschriebener Text über die Umstände des Sommers 1950 von Pastor Friedrich Schulze. (Kopien dieser Dokumente können noch heute im Pastorat betrachtet werden

 

Allerdings brachte die Begutachtung auch die Erkenntnis, dass Kugel und Kreuz völlig durchgerostet waren, und rund 25.000 Mark zu deren Restaurierung notwendig sein würden. Weil die Kirche nicht in der Lage war, die Kirchturmspitze aus eigener finanzieller Kraft instand zu setzen, rief man die Gemeinde zu einer Spendenaktion auf. Gute zwei Jahre dauerte es, bis die vollständig renovierte Kirchturmspitze (Kugel, Kreuz und Wetterfahne)  installiert werden konnte. Selbstverständlich wurden die alten Dokumente, ergänzt durch Berichte von 1998 sowie D Mark Münzen, wieder in die Kugel der Turmspitze gelegt

 

Seit der Reformation sind alle Pastoren, die in Ribbesbüttel ihr Amt ausübten, namentlich nachzuweisen                                                                                                                                                                                                         

Von diesen seien hier diejenigen der letzten 100 Jahre genannt:                             

 

1922 Pastor Karl Gossmann 1911 bis

Pastor Wilhelm Bosse1925 bis1931

Pastor Friedrich Schulze1933 bis1951

Pastor Reinhard Schmidt 1953 bis 1965

Pastor Georg Ritz 1967 bis 1976

Pastor Elmar Below 1978 bis 2006

Pastor Heinrich Schlimme 2006 bis 2012

seit 2013 Pastor Michael Bausmann

  

Seit 1924 sind die Gemeinden Ribbesbüttel und Rötgesbüttel zu einer sogenannten “mater combinata” zusammengelegt. Sie werden von einem gemeinsamen Pastor betreut und haben abwechselnd Gottesdienst.

 

In seiner 27jährigen Amtszeit hat Pastor Elmar Below mit großem Engagement die Gemeinden entscheidend geprägt. Es besteht bis heute ein reges Gemeindeleben, fortgeführt und erweitert von Pastor Michael Bausmann. Zahlreiche Kinder-und Jugendgruppen, Hauskreise, Frauenkreise, eine Kirchencombo und ein Kinder-Musical-Chor sorgen für die Weckung und Stärkung des Glaubens.

 

Ideale räumliche Voraussetzungen für die geselligen Aktivitäten wurden im Jahr 1987 durch den Kauf der alten Ribbesbütteler Schule in der Gutsstraße geschaffen. Dank der finanziellen Unterstützung des Landeskirchenamtes war der Erwerb der Immobilie möglich. So entstand in dem ehemaligen Schulgebäude ein gemütliches Gemeindehaus mit mehreren Räumen. In diesen treffen sich nicht nur die bereits erwähnten Gruppen; hier finden auch anregende Gesprächsabende statt.

 

Darüber hinaus werden zahlreiche Feste und Fahrten organisiert.

 

Seit 1989 gibt es eine Diakonenstelle, die erst teilweise und jetzt ganz von dem dafür gegründeten „Verein für innere Mission“ finanziert wird. Ingrid Witt hat die Kinder-und Jugendarbeit 26 Jahre lang bis zu ihrer Pensionierung sehr engagiert gestaltet und wurde dann von Diakon Torben Lais abgelöst.

 

 Gabriele Löbbecke